Christof Hornung von der Textilagentur Hornung

„Das ist so ein Industrie-Klassiker, den man einfach kennt.“

Wie bist du dazu gekommen mit Stoffen zu handeln?

Das war ein recht langer Weg. Ich bin gelernter Schneider und durfte meine Ausbildung bei einem Film-, Fernseh- und Theater-Kostümschneider absolvieren. Das war eine unglaublich spannende Zeit, weil ich durch total irre Anfragen für die verschiedenen Produktionen alles Erdenkliche nähen musste.

Das klingt nach einer vielseitigen, spannenden Lehrzeit!

Da sagst du was. Allein die Möglichkeit gehabt zu haben, für Bayreuth, große Opernhäuser, Ballettgruppen, Zirkusse und Schlagerstars Kostüme anzufertigen, war etwas ganz Besonderes. Diese interessanten Persönlichkeiten konnte ich dann bei der Anprobe kennenlernen. Das war schon eine sehr inspirierende Zeit. Trotz alledem hat mich auch immer die Industrie interessiert.

Wie bist du dann zur Industrie gekommen?

Nach einem einjährigen Auslandsjahr in Paris, wo ich für verschiedene Designer gearbeitet habe, habe ich in Hamburg Bekleidungs-Ingeneur studiert. Hier habe ich das Anfertigen von Schnitten, Textilchemie, Fertigungstechniken, Produktionsleitung und Betriebswirtschaft gelernt.

 
 

Im Januar fand die Munich Fabrik Start statt, die größte Stoffmesse Deutschlands. Was hast du damit zu tun?

Die Munich Fabrik Start ist die größte Stoffmesse nördlich der Alpen. Ich stelle dort als Agentur meiner italienischen Lieferanten/Webereien aus.

Wovon machst du abhängig, wem du welchen Stoff zeigst?

Zum Glück kenne ich meine Kunden mittlerweile sehr gut, dass ich abwägen kann, welchem Kunden ich was anbiete. Als Beispiel nenne ich immer gern Hosenstoffe. Diese müssen aufgrund ihrer hohen Beanspruchung im Vergleich zu anderen Kleidungsstücken, wie Blazer und Blusen, einiges mehr aushalten können.

Das ist ja interessant! Gibt es noch weitere Stoffe, die so spannende Eigenschaften besitzen?

Strapazierfähige Stoffe, wie technische Jerseys. Das Spannende bei dem Material ist, dass es sich grundsätzlich für alles verwenden lässt; sowohl für Mode und Lingerie, als auch für Sportbekleidung. Das Spektrum ist also deutlich höher, in welchem Bereich und für welche Anwendungen dieser Stoff gut passen kann.

Welcher Stoff, welches Material spricht dich denn aktuell besonders an?

Derzeit finde ich ganz luxuriöse Wollstoffe spannend, die man für Hosen verwendet. Bisher waren Wollhosen ein absolutes no go. Aber seitdem ich selbst Wollhosen trage, bin ich total beeindruckt, was für ein Komfort der Stoff mit sich bringt. Weiche, fließende Stoffe zu tragen, ist ein komplett anderes Lebensgefühl. Selbst im Sommer ist Wolle der Wahnsinn. Man würde ja denken, dass es einem warm wird - aber ganz im Gegenteil: Wolle kühlt eigentlich.

 
 

Was hältst du von recycelten Fasern/alternativen Materialen?

Das verfolge ich sehr, das ist ein großes Thema. Ich habe z.B. einen Lieferanten in Italien, der Kaschmir recycelt. Dazu kauft er alte Kaschmir-Pullover und -Mäntel, sortiert diese nach Farben, schreddert diese und kann dann daraus wiederum ein neues Garn zum Stricken und Weben herstellen.

Letztes Jahr hat euer Kunde diesen Stoff auf der großen Herrenmesse „Pitti Immagine Uomo“ in Florenz vorgestellt. Wie war die Resonanz?

Extrem gut! Das liegt aber auch daran, dass wir die komplette Beschaffungskette von der Rohware darstellen können und Zertifikate vorweisen, die Sicherheiten mit sich bringen.

Spannend ist ja auch der Aspekt, dass es früher ein Unding gewesen wäre zu recyceln, heute aber ein Umdenken da ist und recyceltes Material viel mehr Wert ist.

Ja, das ist wahnsinnig interessant. Im Textilort Prato existieren Unternehmen, die schon immer recycelt haben, es aber früher nie kommuniziert haben, weil es keiner hören wollte. Das Thema war eher negativ besetzt und hat auch keinen fasziniert. Erst in den letzten zwei Jahren hat es einen gewaltigen Schub gegeben und es wird die Möglichkeit gesehen, vor Ort eine Kreislaufwirtschaft bieten zu können. Dieses Know-How hat sonst niemand in Europa!

 
 

Chemnitz war seiner Zeit für seine Textilindustrie bekannt, sämtliche Strumpffabriken waren mit Rowac-Produkten ausgestattet. Was macht ein gelernter Schneider, der in der Textilindustrie tätig ist, mit einem Rowac-Schemel?

Als ich vor 20 Jahren meinen langen Traum erfüllt habe, Kontrabass zu lernen, habe ich schnell gemerkt, dass ich ein passendes Sitzmöbelstück für diesen Zweck benötigte.

Hattest du speziell nach einem höhenverstellbaren Hocker gesucht?

Absolut, weil man beim Kontrabassspielen auch gerne mal seine Position verändert. Manchmal ist man mehr in so einer halbstehenden Position und der Schemel dient in dem Moment zum Anlehnen, manchmal dreht man ihn aber auch zum Sitzen runter. Zudem kann ich bei einem höhenverstellbaren Hocker auf den Zentimeter genau die Höhe einstellen, die für mich optimal ist.

Kanntest du Rowac schon vor deinem Fund?

Ja klar! Das ist so ein Industrie-Klassiker, den man einfach kennt. Gerade in der Bekleidungsindustrie, wo immer sehr viele Hocker verwendet wurden, tauchten die bestimmt extrem viel auf. Ich vermute, dass diese nur aufgrund von Arbeitsschutz-Richtlinien verschwunden sind.

Wusstest du, dass die Form der Beine von Rowac-Schemeln extra so entwickelt wurde, dass Kleidung nicht daran scheuern kann?

Nein, das ist ja interessant! Der Rowac-Schemel ist einfach ein sehr schönes Objekt.

Die Qualität und die Stabilität haben mich sehr angesprochen. Und nach wie vor finde ich es unglaublich, dass dieses Möbelstück, was aus den 1930-er Jahren stammt, noch so perfekt ist.

 
 

Welche Musik spielst du?

Klassische Musik, am liebsten Bach. Es gibt zwar von Bach kein Kontrabasswerk, aber es gibt ganz viele tolle Cellowerke, die irgendwann von irgendwelchen genialen Kontrabassspielern umgeschrieben und die Fingersätze geändert wurden.

Das macht Lust darauf, dich zu hören!

Ich bin leider nie in das Stadium gekommen, öffentlich zu spielen. Das ist eine Herausforderung, wenn man nicht schon als Kind anfängt ein Instrument zu spielen. In erster Linie spiele ich für mich allein.

Das kling meditativ.

So kann man das beschreiben. Bevor ich mit dem Musizieren anfange, stelle ich den Rowac-Schemel in die passende Position. Wenn ich mich dann hinsetze, das Instrument in die Hand nehme und zu spielen anfange, bin ich komplett weg. Das ist einfach sehr, sehr schön.

Ein richtiges Ritual.

Genau, es ist ein Ritual. Und der Schemel gehört fest dazu.

Philip Feyer von Jonas Reindl Coffee Roasters

André Kirbach - Galerist und Kunsthändler sitzt an einem Rowac-Tisch in seiner Galerie in Pilsum.

André Kirbach – Galerist & Kunsthändler